Wenn ich im Winter gegen Jahresende im Supermarkt stehe und die Regale sehe, die vor Nikoläusen platzen, bekomme ich natürlicherweise das starke Bedürfnis, sie zu entlasten. Also, die Regale. Die Nikoläuse auch.
Was ich eigentlich schreiben wollte: Ich bekomme dann ein sehr intensives Deja-Vu Gefühl. Natürlicherweise. Es ist ja jedes Jahr das Gleiche.
Das Deja-Vu Gefühl verschwindet und meldet sich wieder, wenn ich mit dem besten Tee des Jahres am Tisch sitze und mir in meinem Pullover kalt ist. Und nochmal, wenn es schneit. Falls es schneit.
Ich habe sehr gemischte Gefühle gegenüber dem Winter. Ich sage den Menschen immer, Winter ist meine Lieblingsjahreszeit, aber wenn es dann wirklich Winter ist, hinterfrage ich das nochmal. Ich mag den Matschschnee nicht, und die Notwendigkeit dieses exzessiven Handcremekonsums. Andere Dinge mag ich. Die Handcreme zum Beispiel. Oder wie es draußen aussieht. Oder wenn es draußen regenschneit und ich drinnen sitze. Ich liebe Regentage. Meine Theorie: Der Winter nimmt diese Dinge und friert sie ein, und im Jahr darauf bekomme ich sie volle Kanne ins Gesicht und fühle mich wie in einer guten schrecklichen Zeitschleife.
Ich hasse Zeitschleifen. Ich hassliebe den Winter. Hiermit präsentiere ich: Dinge, die jeden Winter gleich sind, und hoffe, dass diese Aufzählung nicht zu pathetisch wird. Sollte das passieren, ist jeder, der mitliest, herzlich dazu eingeladen, sofort aufzuhören.
Ich wache auf, mache die Rolläden hoch und wecke damit jeden im Haus auf. Draußen ist es dunkel. Meine Hände habe ich entweder am Abend davor eingecremt, oder nicht, in welchem Fall sie jetzt rissig und aufgeplatzt sind. Ich lasse Wasser drüberlaufen, weil ich die Handcreme nicht finde. Bis es Abend ist, vergesse ich sie wieder ganz.
Wenn es vormittags grau und mittags halbhell wird, finde ich das deprimierend und beruhigend und frage mich, wie diese beiden Dinge vereinbar sind.
Irgendwann kaufe ich den ersten und einzigen Eilles-Tee des Jahres und trinke eine Tasse und mir dämmert, dass ich diese Schokonikoläuse doch hätte kaufen sollen. Mir dämmert auch, dass Schokonikoläuse ein schreckliches Wort ist. Schokoniko-läu-se.
Ende November fällt mir auf, dass der neue Skulduggery Pleasant Band schon am 11. erschienen ist und der Verlag nicht genug Werbung in my face gemacht hat. Ich bekomme irrationale Angstzustände, dass, wenn ich nicht sofort etwas dagegen unternehme, er sich in Luft auflösen wird und ich ihn nie zu Gesicht bekommen werde.
Irgendwie landet das Buch also bei mir zuhause, und ich lese es, während ich den Eilles-Tee trinke, obwohl ich, seit ich die Reihe vor vier Jahren angefangen habe, den Faden längst verloren habe.
Langsam stellt sich das Gefühl ein, dass ich hier eine wirklich exzellente Lektüre vor mir liegen habe. Ich bekomme Flashbacks, wie ich Derek Landy irgendwann auf der Leipziger Buchmesse getroffen und die Kamera falschrum gehalten habe. Ich werfe einen Blick auf mein Skulduggery Pleasant Regal und stelle mir vor, meine Augen wären Kameras. Ich lese weiter, bis ich wieder abgelenkt werde, und mir kommt der Gedanke, dass mein Unterbewusstsein mich vom Lesen abhält, weil es weiß, dass ich danach wieder ein Jahr lang auf den nächsten Band warten muss.
Was dieses Jahr anders ist: Der Handcremekonsum war schon das ganze Jahr über exzessiv. Der Bücherkonsum auch. Keine Ahnung, wie der Dezember wird. Ich habe Eilles-Tee. Ich habe Skulduggery Pleasant Band Nummer 13, oder so. Ich habe mehr Pullis als letztes Jahr. Corona gammelt noch immer überall rum. Mir gehen die Blogideen aus, deswegen schreibe ich semiintellektuelle Texte über, äh, den Winter.
Übrigens: Heute ist der zweite Advent. Fun Fact.
Das mochte ich sehr!
Ich finds auch schön, dass du der Winterzeit etwas Gutes abgewinnen kannst. So ein bisschen Winterstimmung kommmt bei mir nur auf wenn ich drinnen bin und irgendwo warm eingekuschelt Kaffee/Tee trinken kann.
Ansonsten ist Winter für mich einfach nur diese 9 Monate kalt-nass-kalt-eklig-kalt Phase die kurz vom Sommer unterbrochen wird. Von mir aus können wir für 2 Wochen Winter haben und dann kann der Frühling wieder anfangen. Aber gleichberechtigung gibts eben auch bei den Jahreszeiten, auch wenn mir das gegen den Strich geht. 😀
Danke, das freut mich!
Ich hab eigentlich keine Ahnung, ob ich den Winter mag oder nicht, das ändert sich jede Woche so ein bisschen. Vor einem halben Jahr hab ich der Menschheit noch mitgeteilt, der Winter sei meine Lieblingsjahreszeit, danach war’s so meh, und jetzt ist es wieder okay 😀 Aber nee, hast schon recht, Frühling ist meistens cooler. (Und Gleichberechtigung ist wichtig, absolut!)
Diese Geschichte ich viel schöner als ihr Titel! <3 🙂
Ach weißt du, semiintellektuell ist doch schon irgendwie ein tolles Wort. Sprich es mal aus 😉