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Ist schon ein paar Wochen her, seit ich „Thalamus” gelesen habe, aber hey- eine kleine Rezension geht immer.
Kurzbeschreibung
Als Timo seine Freundin Hannah mit dem Motorrad besuchen möchte, kracht er mit einem Auto zusammen und erwacht in der Rehaklinik. Dort, im Markwaldhof, soll er sich erholen, was auch ganz gut funktioniert. Sein Sprachzentrum allerdings ist blockiert, sodass er nur unverständliche Laute herausbringt.
Als sein Bettnachbar, der eigentlich im Wachkoma liegt, nachts aufsteht und Morddrohungen ausstößt, kann Timo niemandem davon erzählen. Seine Feinmotorik ist ebenfalls noch beeinträchtigt, somit kann er auch nichts aufschreiben.
Meine Meinung
Ich stand dem Buch am Anfang ein kleines bisschen skeptisch gegenüber. Das lag daran, dass viele Bücher von Ursula Poznanski sich in der Vergangenheit als nicht-mein-Buchgeschmack herausgestellt haben. Aber ich muss zugeben, „Thalamus” hat mich beeindruckt.
Ich habe das Buch wegen dem ultrageilen Cover gekauft. Dieses tiefblau mit dem „Quallen„muster zum Anfassen ist einfach nur… schön.
Sind wir mal ehrlich, ich habe selten ein schöneres Cover gesehen. Ich dachte, es geht um Quallen oder sowas und war sofort dabei :-D.
Die Handlung hat mich nicht enttäuscht
Das Buch geht ein bisschen in Richtung Science Fiction, aber irgendwie doch nicht.
Klingt das seltsam? Ich glaube schon. Auf jeden Fall ist die Idee hinter dahinter eine sehr originelle, der ich so noch nicht begegnet bin. Und weil ich ihr so noch nicht begegnet bin und sie noch dazu unheimlich gut verpackt war, war ich bis auf die letzte Seite gefesselt und wollte alle Puzzleteile der Geschichte erfahren.
„Thalamus” war ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt-oft kam genau das Gegenteil von dem daher, was ich erwartet hatte. Die Erkenntnisse über Magnus, den schlafwandelnden Bettnachbarn, die Stimmen, die Timo in seinem Kopf hört und das, was den anderen Patienten zustößt, wird dem Leser häppchenweise zugeworfen.
Der einzige Kritikpunkt wäre eventuell noch das Ende, das sich meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr überschlagen hat, und das auf den letzten paar Seiten. Da war ich dann ein bisschen überrumpelt.
An den Charakteren gibt’s auch nichts zu meckern
Für mich waren Dialoge immer ein wichtiges Mittel, um etwas über Charaktere zu erfahren, z.B. wie sie sich anderen gegenüber geben, was für eine Sprache sie benutzen, ob sie Labertaschen oder total schüchtern sind…
Und natürlich, am Anfang erschien mir Timo deswegen auch unnahbar, weil das Buch noch dazu aus der personalen Perspektive erzählt ist, aber da hat Ursula Poznanski ihn mir als Leser dank seiner Handlungen, Gefühle etc. sehr schnell nahebringen können.
Auch die anderen Patienten waren mir sympathisch: Carl, der auf seine direkte Art total offenherzig rüberkommt und Mona, „die Fürstin der Finsternis und des Netflix-Abos”, die im Rollstuhl sitzt. Sie alle haben einen wunderbar freundschaftlich-rauen Ton untereinander drauf, der sehr viel Frische in die Geschichte bringt.
Der Schreibstil ist ein gutes Mittelding
Er ist nicht zu umgangssprachlich, aber auch nicht zu wortgewandt und übermäßig elegant, sondern so, dass es angenehm zu lesen ist und gut zu Timo und seiner Gefühlswelt passt. Alles in allem sehr flüssig zu lesen.
Bleibt die Sache mit den Namen…
Ich weiß, das Buch spielt auf einem deutschen Fleck und deswegen ist es auch nur logisch, dass Timo nicht Logan heißt und Carl nicht James oder so. Trotzdem graut es mir immer ein bisschen vor diesen Standard-deutschen-Namen. Da musste ich mich erst einmal dran gewöhnen, weil ich außerdem länger kein original-deutsches Buch mehr gelesen hatte, aber… ja.
Letztendlich haben sich mein Namenproblem und ich arrangiert.
Fazit
„Thalamus” beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, aber auch Gefahren der Hirnforschung, die vielleicht irgendwann einmal in einem ähnlichen Ausmaß möglich sein könnte. Das Ganze wurde gelungen als ein Thriller verpackt, der bis auf die letzten Seiten fesselt und nichts zu früh enthüllt.
Soll ich eigentlich so ein Wertesystem einfügen? So à la Sterne, aber personalisierter, versteht ihr? Schreibt mir gerne mal Vorschläge.
Oh wie schön!! 🙂
Wenn man sich an die modernen englischen Standardnamen gewöhnt hat, dann kommen einem klassische deutsche Namen wirklich altmodisch vor…
Ob das Cover vielleicht die Nervenbahnen aus dem Thalamus durch den Körper darstellt?
Ja, das glaube ich im Nachhinein auch… 😀 Aber ich sehe trotzdem immer zuerst die Qualle.