Wenn man ein neues Projekt sprich eine neue Geschichte anfängt, dann ist das ein absolut großartiges Gefühl. Ich zum Beispiel platze dann fast vor Motivation und denke mir, dass nichts und niemand mich jetzt noch von meinem Vorhaben abhalten kann.
Ich nehme meinen Masterplan zur Hand, öffne mein Lieblingsprogramm Scrivener und fange an, zu arbeiten. Es ist schon toll, wie viel ich dann in dem ersten paar Tagen schreibe und schaffe und am Tag darauf beschwingt weitermache.
Der Haken ist: Es hält nicht lange an. Ich wette, dass niemand es schafft, mehrere zehntausend Wörter durchzuhalten, ohne die erste Schreibflaute zu bekommen. Und wenn die Motivation durch totale Motivationslosigkeit ersetzt wird, ist die Versuchung groß, sich eine Auszeit zu nehmen.
Doch niemand trickst einen mehr aus als man selber: Mittlerweile weiß ich, dass ich, wenn ich mir eine sogenannte »Auszeit« zugestehe, mehrere Tage lang noch nicht mal einen Blick auf meine Geschichte werfe.
Sind ein paar Tage vergangen, ist es so leicht, daraus Wochen zu machen. Ich habe den Großteil meines aktuellen Projekts in den letzten paar Monaten geschrieben, obwohl ich es vor über einem Jahr angefangen habe. Schande über mich.
Als ich die Textdatei schließlich wieder geöffnet habe, war mir klar, dass ich nicht einfach so weitermachen konnte wie bisher. Das hätte nämlich dazu geführt, dass ich jeweils ein paar Tage lang geschrieben hätte, die ein paar Wochen der Nichtschreiberei nach sich gezogen hätten.
Wenn ihr das zulasst, verliert ihr den Faden. Euch entfallen wichtige Informationen über die Handlung, die Charaktere, ihr werdet hinterher nicht mehr die gleiche Beziehung zu eurer Geschichte haben wie davor, sondern das Ganze nur noch auf eine viel distanziertere Art und Weise durchziehen können.
Das kann eurer Geschichte nicht gut tun.
Für meine Geschichte war es eine kleine Katastrophe. Die Wiedereinarbeitungszeit, die ich nach dem Jahr Pause benötigte, hätte ich mir sehr einfach sparen können.
Wie?
Ihr braucht Routine. Einen festen Ablauf, der sich Tag für Tag wiederholt. Nehmt eure Schreibzeit ernst und schaufelt euch eine bestimmte Tageszeit frei, um euch nur auf eure Geschichte zu konzentrieren und zu schreiben. Es muss nicht viel sein. Eine halbe Stunde jeden Tag reicht. Das Wichtige ist, dass ihr es so regelmäßig macht wie Zähneputzen.
Wenn ihr jetzt denkt, dass ihr dafür die Zeit nicht habt, dann lasst mich eines sagen: Jeder kann für wichtige Dinge eine halbe Stunde pro Tag entbehren. Niemand hat »keine Zeit«. Wenn ihr das denkt, dann geht einmal in eurem Kopf euren Tagesablauf durch. Ihr arbeitet bestimmt nicht 24⁄7, sondern schaut manchmal Filme oder lest. Wenn euch eure Geschichte wichtig ist, dann schaut ihr eben jeden Abend eine halbe Stunde weniger fern.
Und bitte, glaubt nicht, dass wenn ihr nicht mehr als wenige hundert Wörter pro Tag schafft, dass ihr es dann gleich lassen könnt. Das ist der größte Fehler, den man machen kann.
Zuerst werdet ihr keinen großen Erfolg feststellen. Aber nach ein oder zwei Wochen wird er unübersehbar sein und, liebe Leute, wenn ihr das jeden Tag durchzieht und jeden Tag ein paar Wörter mehr auf euer Konto kommen, werdet ihr später so stolz auf euch sein.