Auf die Empfehlung einer Freundin hin habe ich mir jetzt auch mal einen der Thriller von Mel Wallis de Vries ausgeliehen: „Schnick, schnack, tot”.
Jap, der Titel hat mich überzeugt.
Inhalt
Eine Klassenfahrt auf die Insel Vlieland gerät schnell außer Kontrolle, als die beliebteste Schülerin ermordet in den Dünen aufgefunden wird. So beliebt war sie dann allerdings doch nicht, denn nahezu jeder hat ein Motiv. Die Polizei ermittelt. Gleichzeitig zieht ein Sturm auf und schottet die Insel von der Außenwelt ab.
Meine Gedanken
Das Buch beginnt mit einem Prolog aus der Perspektive des Opfers zum Zeitpunkt der Ermordung. Überhaupt wechselt im Laufe der Geschichte die Perspektive zwischen praktisch allen beteiligten Personen und auch der Täter erzählt (anonym) seine Sichtweise. Die Tatsache, dass mich dieser ständige Wechsel nicht komplett aus dem Lesefluss geworfen hat, finde ich bemerkenswert (denn das passiert normalerweise, abgesehen davon, dass es oft einfach nur langweilig wird). Ich hatte erstaunlich schnell den Überblick über alle Personen und habe ihn auch nicht wieder verloren.
Das ist der erste Pluspunkt, den ich hiermit an das Buch vergebe
Dadurch, dass viele das Opfer insgeheim zu hassen scheinen und darüber hinaus jeder seine eigenen Geheimnisse hat, könnte theoretisch jeder die Tat begangen haben. Das führt dazu, dass man automatisch die einzelnen Sichtweisen mit der des Täters vergleicht.
Sorry, Pluspunkt, du wirst jetzt ausgeglichen. Trotz allem war ich nämlich von der Auflösung am Ende überhaupt nicht überrascht. Tatsächlich war meine allererste Vermutung sogar richtig. Ich habe sie zwar im Lauf des Buches einmal verworfen, danach aber wieder aufgegriffen und mit anderen abgewogen und dadurch wurde das Ganze am Ende etwas vorhersehbar.
Und hierzu muss ich sagen: Ich habe davor schon ein anderes Buch derselben Autorin gelesen. Da war ich von der Auflösung wirklich überrascht. Aber weil ich dieses Schema genommen und auf „Schnick, Schnack, tot” angewendet habe, kommt in mir der leise Verdacht auf, dass sich ihre Bücher in irgendeiner Art und Weise immer wieder ähneln.
Zu den Charakteren:
Kein einziger von ihnen war mir sympathisch. Jeder kam unglaublich egoistisch und auf sich selbst fixiert herüber und die meisten waren noch dazu absolut niederträchtig. Ich sage nicht, dass das schlimm ist, denn wenn die Klasse ausschließlich aus Engelchen mit Heiligenscheinen bestehen würde, dann… hallelujah.
ABER: Es ist absolut nicht realistisch, dass sogar die Lehrer ziemlich abstoßend sind. Hier hätte man eventuell ein bisschen mehr Gleichgewicht in die charakterliche Situation (lustiger Ausdruck, muss ich mir merken) bringen können. Dennoch hat Mel Wallis de Vries es geschafft, dass ich mich innerhalb von knapp knapp dreihundert Seiten mit jedem vertraut machen konnte.
Der Schreibstil lässt mich stellenweise echt zusammenzucken.
Das Buch ist gut und spannend und überhaupt geschrieben und hat es geschafft, dass ich „Schnick, schnack, tot” in einem Tag durchgelesen hatte, aber bei diesem absolut grauenvollen Denglisch, das die Charaktere (nicht nur in diesem Buch) verwenden, kriege ich Gänsehaut. Der Lieblingsausdruck der zukünftigen Ermordeten ist nämlich ganz eindeutig Oh my God. Ich kann sie nicht ernst nehmen, bei aller (nicht vorhandenen) Liebe.
Wie auch immer, ich finde „Schnick, schnack, tot” gut. Es ist nicht fantastisch und es ist nicht schlecht. Wer also auf der Suche nach einer schnellen Seitenlektüre ist: Bitteschön.