Nachdem dieses Buch Ewigkeiten lang auf dem Fensterbrett neben meinem Bett lag, habe ich es mir endlich auch mal angetan.
Inhalt
Smita lebt in Indien, mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter. Sie ist eine Unberührbare, von der Gesellschaft geächtet, vergessen, und leert tagsüber die Aborts der reicheren Familien. Aber sie hat sich eines in den Kopf gesetzt: Ihre Tochter wird nicht das gleiche Schicksal ereilen. Um keinen Preis.
Ginas Vater besitzt eine Werkstatt in Sizilien, sie ist eine der Arbeiterinnen dort. Sie sammeln die Haare der Leute ein und verarbeiten sie anschließend zu Perücken oder Extensions, alles italienische Haare. Doch dann hat ihr Vater einen Unfall. Während er im Koma liegt, erfährt Gina, dass die Fabrik ruiniert ist.
Sarah ist eine erfolgreiche Anwältin in Kanada, single, mit drei Kindern. Für ihr Privatleben hat sie keine Zeit, denn sie macht Karriere, sie soll Partnerin der Kanzlei werden. Nachdem sie auf der Arbeit umkippt, erfährt sie beim darauffolgenden Krankenhausbesuch, dass sie schwer krank ist.
Meine Meinung
Was mir als erstes aufgefallen ist: Die Zeitform und Perspektive (Präsens und personal) sind in der Kombination eher ungewöhnlich. Zumindest habe ich in meinem Leben höchstens zwei Bücher gelesen, die genau so geschrieben waren, und die haben mich nach dem Lesen höchst skeptisch zurückgelassen. Was dazu geführt hat, dass ich mit einem kleinen Zweifel an die erste Seite von „Der Zopf” herangegangen bin.
Ich habe es nicht bereut, im Gegenteil. Ausnahmsweise passt die Kombi perfekt, vor allem in Ergänzung des restlichen Schreibstils. Insgesamt fliegt man durch das Buch hindurch, es ist sehr flüssig geschrieben, in einer einfachen Sprache und noch dazu sehr direkt. Und auch hier: Bei anderen Büchern hat mich diese Einfachheit beziehungsweise Direktheit nicht überzeugt, hier jedoch umgekehrt.
Das Buch besteht aus drei parallel verlaufenden Geschichten von drei Frauen an drei unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Lebensumständen. Alles, was sie gemeinsam haben, ist ihre Sehnsucht nach Freiheit. Ihre Schicksale verbinden sich am Ende des Buches auf eine berührende (/beeindruckend geschriebene Art und Weise).
Genauso unterschiedlich wie die Handlung waren auch die Charaktere der Frauen und, wie schon gesagt, es ist echt genial (gemacht), dass sie am Ende eine kleine, aber gleichzeitig sehr große Gemeinsamkeit haben. Das macht für euch keinen Sinn? Lest das Buch, ich kann es euch nur empfehlen.
Und jetzt kommt die Kritik:
Ich habe mich vom Ende ein wenig überrumpelt gefühlt. Im einen Moment ist die Situation der drei Protagonistinnen noch absolut scheiße und dann, ganz plötzlich, auf den letzten paar Seiten, passiert die Wendung zum guten, Knall und Fall. Anschließend werden die Pläne aller Personen mehr oder weniger aufgelistet und dann ist Schluss.
So wie jetzt auch.