Ich finde es durchaus vertretbar, dass ich, die ich eigentlich über Bücher schreibe, jetzt auch mal meinen Senf zu Serien rauslasse. Nicht nur so wie in den Whatsapp-Nachrichten, die ich vor über einem Jahr geschrieben habe, in einem Moment der Rebellion, sondern so richtig (konstruktiv).
Bücher werden in den Schatten gedrängt
Serien ersetzen Bücher und das finde ich unglaublich schade. Denn viele, viele Leute schauen die Serien, die nach Büchern verfilmt wurden, ohne die Bücher zu kennen. Die Bücher, die eigentlich die Originalgeschichte sind. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass das mit Filmen nicht anders ist, und das stimmt auch. Viele Leute kennen Buchverfilmungen, aber das Buch nicht. Damit wären wir außerdem wieder bei der allgemeinen Debatte, was besser ist, Bücher oder Filme, was man zuerst lesen bzw. sehen sollte und ob Buch und Film überhaupt als das Gleiche durchgehen können, weil Buchverfilmungen ja oft so anders sind als die Bücher selbst.
Darum geht es nicht. Ich habe ganz einfach das Gefühl, dass dieses das-Buch-nicht-kennen bei Serien eine viel größere Tragweite hat. Serien sind etwas, das man über einen langen Zeitraum hinweg anschaut und irgendwie entsteht dann so eine Art Bindung zu ihr. Das Buch wird mehr oder weniger vergessen. Und irgendwann kramt man es nochmal hervor und stellt es im Hugendubel aus, aber nicht ohne ihm davor noch einen Netflix-Aufkleber verpasst zu haben.
Und das finde ich schade, dass Serien oft bekannter sind als die Bücher dazu und die Bücher nur noch einmal vermarktet werden, weil eben die Serie gut ankommt.
Serien sind Zeitdiebe
Seien wir ehrlich-so eine Serie nimmt verdammt viel Zeit in Anspruch. Nicht wie ein Film.
Viel mehr, da sie ja quasi ewig geht. Wenn man einen Film anschaut, dann schaut man ihn einfach an und fertig, ist vielleicht im Nachhinein noch davon fasziniert (oder auch nicht), aber danach steht man vom Fernsehsessel auf und lebt sein Leben weiter.
Die Serie macht es uns nicht so einfach. Einzelne Folgen dauern zwar meistens kürzer als ein Film, doch wenn die Regisseure schlau sind, wissen sie, wie man mit Cliffhangern umgeht und die werden sie auch nicht sparsam einsetzen. Und wenn man keine Eltern hat, die gerne mal alle elektronischen Geräte konfiszieren, oder einen Stromausfall oder eine gigantische Selbstdisziplin und wenn die Serie verdammt gut ist, ist man schnell in der nächsten Folge drinnen. Ihr seht?
Hochgerechnet ist dann die Fernsehzeit deutlich länger als bei einem Film. Und weil die Serie nach einer sehr langen Fernsehsession immernoch nicht durch ist, geht das Ganze am nächsten Tag weiter. Es ist ein Teufelskreis. Siehe mein Whatsapp-Chatverlauf.
Die Zeit, die man damit verbringt, ist wertvolle Lebenszeit. Am Ende des Tages wird man sich vielleicht fragen, was man heute alles nicht geschafft hat oder stattdessen hätte machen können und man wird es bereuen, aber die Serie wird man weiterschauen, mit guten Vorsätzen im Hinterkopf, die man dann doch nicht erfüllt.
Ich möchte meine Lebenszeit keiner Serie schenken. Ich möchte Dinge erreichen und erleben. Nicht nur virtuell.
Das Besondere daran? Gibt es nicht mehr.
Ich wette, dass die allerwenigsten Leute, wenn sie eine Serie anschauen wollen, dafür jedes Mal in die Bibliothek gehen und sich extra eine DVD ausleihen. Warum auch? Es gibt ja Netflix und Amazon Prime. Und damit geht auch einher, dass man Zugriff auf so quasi alle Filme und Serien und was es sonst noch so gibt hat.
Wenn man etwas anschauen möchte, tut man das halt. Ist ja nur ein Klick.
Die DVDs und Bluerays in der Bibliothek, die darauf warten, dass eine aufgeregte Person sie abholt, jemand, der sich darauf freut, den Abend ausnahmsweise nur mit diesem Film verbringen zu können, warten vergeblich. Sie warten, während uns die Wertschätzung für sie verloren geht.
Die Geldmaschine ist auch nur eine Geldmaschine
Letztendlich verdienen Netflix und co. einfach nur einen Haufen Geld für das, was sie bereitstellen. Je nachdem, wie lange ein Abonnement bestehen bleibt, schmeißt eine Einzelperson hunderte von Euro dafür raus, dass sie sich den Weg zum Laden aka. zur Bibliothek spart.
Lohnt es sich? Nein.
Sobald man kündigt, ist da nichts mehr, was bleibt. Egal wie sehr man sich vorgaukelt, dass die Filme und Serien einem gehören, sie tun es nicht und sie werden es auch nie. Stattdessen ist man am Ende ein ganzes Stück ärmer und um keinen Gegenstand reicher.
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich schaue auch Serien. Eigentlich nur eine- ich bin ein kleines Doctor Who-Fangirl. Aber ich schaue sie. Vor den Ferien packe ich mir aus der Bibliothek so viele DVDs wie möglich unter den Arm, in dem Wissen, dass ich es ohnehin nicht schaffen werde, mir auch nur annähernd alle anzusehen, weil ich ganz einfach andere Prioritäten habe.
Aber wenn ich dann doch mal die Zeit für eine Folge habe, freue ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. (Okay, nur fast. Weihnachten ist toller.)
Und das ist auch gut so.
Denn was bringt schon die ganze Arbeit der Regisseure, Schauspieler, und all der anderen Leute, die an der Produktion einer Serie oder eines Films beteiligt sind, wenn wir verlernen, sie zu würdigen?
Dem kann ich mich nur anschließen!!
Sehr schön getroffen. Ein Glück, dass ich so viele DVDs habe… 🙂
Und, hast du sie schon alle angeschaut? 😉
Jaahhh… glaub’ die meisten… schon so… 🙂 XD
Liebe Mare, das hast du mal wieder sehr schön auf den Punkt gebracht! Es ist wie beim Essen: genießen statt vollfressen 🙂
Das ist ein sehr schöner Vergleich:-)!